Mittwoch, 10. Februar 2016

Warum 2016 das Jahr der erneuerbaren Energien wird

Es bewegt sich etwas auf dem Energiemarkt. Nachdem E.ON bereits 2014 ankündigte das Geschäft mit Netzen, Vertrieb und erneuerbaren Energien vom Rest des Konzerns zu trennen, zog 2015 mit RWE der zweite Energieriese nach. Der staatseigene schwedische Konzern Vattenfall will sich derweil vom Braunkohle-Abbau in Ostdeutschland trennen und auch im Ländle kommen die Dinge bei EnBW in Bewegung. Kurz: Alle großen Energiekonzerne in Deutschland bewegen sich von fossilen Energieträgern weg und zu erneuerbaren hin. Ist das der Durchbruch?

Entwicklung verschlafen

Was im ersten Moment nach einer radikalen Veränderung aussieht, ist in Wahrheit eine längst überfällige Entwicklung. Schon lange geht der Trend bei kleinen und mittleren Energieversorgern hin zu erneuerbaren Energieträgern. 2015 wurden 33% des Bruttostromverbrauchs in Deutschland aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse gedeckt. Das ist ein neuer Rekord! Kein anderer Energieträger steuerte einen derartig großen Anteil zur Energieversorgung bei.
Dieser Trend ist keineswegs überraschend, denn regenerative Energieträger werden weiterhin subventioniert. Die Zeiten, in denen es 40 Cent pro Kilowattstunde gab, sind zwar lange vorbei, aber noch immer stützen die Mindestabnahmepreise kleine und mittlere Erzeuger, wie Hausbesitzer, mittelständische Betriebe, Landwirte und Energiegenossenschaften.

Gute Aussichten

Nachdem bis vor einigen Jahren noch viel Streit um den Ausbau der erneuerbaren Energien geführt wurde, herrscht nun weitgehend Einigkeit. On-Shore Windenergie wird auch in Süddeutschland endlich in größerem Umfang eingeführt, was nicht zuletzt die sogenannten Stromautobahnen von Nord- nach Süddeutschland entlasten wird. Einige Off-Shore anlagen, die in den letzten Jahren zwar gebaut, aber nicht angeschlossen wurden, sollen 2016 zudem ans Netz angebunden werden.
Auch beim Thema Energiespeicher tut sich etwas: Sogenanntes Windgas wird bei Stromüberschuss hergestellt und anschließend in den bereits existierenden Gasspeichern eingelagert. Wird einmal mehr Energie benötigt, als die Erneuerbaren alleine zur Verfügung stellen können, schließen schnell zuschaltbare Gaskraftwerke diese Lücke. Die Förderung für Biogas – welches den gleichen Zweck erfüllen soll – wird wegen des schleppenden Ausbaus dieses Jahr weniger reduziert als eigentlich geplant.

Absatz praktisch garantiert

Während der Bruttoenergieverbrauch – also die gesamte Menge der in Deutschland verbrauchten Energie – dank effizienterer Maschinen, besserer Isolierung usw. zurück geht, wird der Absatzmarkt für Strom wachsen. Dies liegt vor allem an der Bewegung weg vom Öl, hin zum Strom. Gasheizungen und Erdgas-Autos können auch mit dem o.g. Wind- oder Biogas betrieben werden, doch Ölheizungen und klassische Verbrennungsmotoren müssen nach und nach ersetzt werden. Biomasse kann nur einen Teil dieser Last tragen.
Heizen und Transport sind mit die größten Energieverbraucher in Deutschland und beide sollen in den kommenden Jahren auf Strom umgestellt werden. Hybrid-Autos finden bereits jetzt Absatz, doch echte Elektroautos sind noch rar. Ebenso sind Stromheizungen in Deutschland noch sehr unüblich. Hier besteht also großes Ausbaupotenzial und damit auch ein enormer zukünftiger Absatzmarkt.

Die Konkurrenz schrumpft, politisch gewollt?

Mit dem Atomausstieg wird bis 2022 einer der vier großen Energieträger Deutschlands verschwinden. Noch immer erzeugen Atomkraftwerke 14% des Stroms in Deutschland, doch 2017, 2019, 2021 und 2022 müssen die verbleibenden acht Atomkraftwerke vom Netz gehen. Die Braunkohle hat, als einziger deutscher Energieträger, einen Teil der wegfallenden Kapazitäten übernommen, doch auch hier zeichnet sich ein Wandel ab. Nur noch wenige Bundesländer genehmigen neue Braunkohlekraftwerke und selbst das meist nur im Tausch gegen die Abschaltung älterer Kraftwerke.
Bei gleichbleibenden oder sinkenden Kapazitäten anderer Energieformen und gleichzeitig steigendem Verbrauch, kann nur ein massiver Ausbau regenerativer Energien die Stromversorgung sichern. Insbesondere wenn das Problem der Energiespeicherung, zum Beispiel durch Wind- und Biogas oder den vermehrten Bau von Pumpspeicherkraftwerken, gelöst werden kann, dann steht einem Übergang zu (fast) 100%iger Stromversorgung durch Wind, Sonne, Wasser und Biomasse nichts mehr im Weg.

Ihr Dr. Matthias Michael, green energy marketing

VERÖFFENTLICHT VON

Dr. Matthias Michael

Dr. Matthias MIchael green energy marketing and development blog from New York, Boston, Hannover, German and English